Dobar
dan,
Hallelujah! Endlich wieder unterwegs, Rucksack gepackt, Geld gespart,
Highway to hell – auf geht’s!
Der grobe Plan: Balkan bis Griechenland, Endstation Türkei. Die
Idee: trampen & couchsurfen – alles was Geld spart, aber in
Erlebnisse und Geschichten investiert. Der Enthusiasmus: riesig!
Und wie es nun mal so ist, ist Leben das, was passiert, wenn man
Pläne macht und alles ganz anders kommt.
Eine Chronologie:
Dienstag, 16. Juni – Ziel: Ljubljana
Startpunkt Salzburg 11.30 Uhr.
Die erste Mitfahrgelegenheit war, dank zahlreicher Kontakte,
positiver Einstellung, Schicksal, Karma, Glück, Charme – nennt es
wie auch immer ihr wollt –, sicher (danke Stefan nochmal!). Yay! Es
war übrigens auch die einzige, für die ich in Kaffeeinheiten
bezahlt habe, da es die einzige war, bei der ich überhaupt die
Möglichkeit hatte das anzubieten. Doch zu dem Zeitpunkt war mir das
Glück noch treu.
Raststätte Golling, ca. 12.30 Uhr.
20 Minuten
Wartezeit, zweite
Mitfahrgelegenheit. Sie war wegen eines Termins in
Salzburg und hat mich „nur“ 50km weitergebracht, aber besser als
Nichts!
Raststätte Eben im Pongau, ca. 13.30 Uhr
15
Minuten Wartezeit, dritte Fahrt. Ein
slowenischer Truckfahrer,
der leider am
Autobahnkreuz Villach in eine andere Richtung abbog und mich kurz
davor rausschmiss.
Raststätte Spittal an der Drau, ca. 15.30 Uhr
Wartezeit.. ich will nicht drüber
reden. Natürlich muss man immer damit rechnen, dass man irgendwo
stecken bleibt, aber Herrgott nochmal es hat geregnet, da rechnet man
mit ein bisschen Mitleid. Ich stand da, ließ es regnen, hielt
mein Schild hoch, Augenkontakt, lächeln – nichts. 15
Minuten vergingen, 45 Minuten, eine Stunde. Kurz rein, heiße
Gulaschsuppe, wieder raus gestellt. Tiktak, Tiktak. „Ah,
ein Truck mit Kennzeichen aus Ljubljana!“. Wwwwwhh. Und
vorbeigefahren. Inzwischen
war ich schon so verzweifelt und nass, dass ich Truck- und Autofahrer
ansprach. „You're going to Ljubljana?“ - bisschen wie ein Inder
gefühlt, der seine Rosen verticken will.
Irgendwann, nach 2,5 Stunden dann
die Kapitulation. Wird wohl nichts. Doch was tun? Das Hostel war ja
schon gebucht. Kurz
gegoogelt wie ich weiterkomme,
nach Spittal gerannt (3 km
Fußweg von der Raststätte) um den Bus nach Villach zu erwischen,
dort den Zug nach Ljubljana
genommen. Ankunft 21 Uhr in Ljubljana. Glücklich, weil endlich da und müde, traurig, weil trampen geklappt hat als gedacht.
Ljubljana
In wenigen Worten: Ähnlich wie Salzburg, super Spot um ganz Slowenien zu erkunden (alles maximal eine Stunde weg)
Freilichttheater / open-air theatre |
berühmte Drachenbrücke / famous dragon bridge |
Ljubljana bei Nacht / Ljubljana at nigh |
Janneke, die ich im Hostel getroffen habe, und ich auf dem Weg zu den Postojna-Höhlen Janneke who I've met in the hostel and me on the way to the Postojna Caves |
Postojna |
Freitag, 19. Juni – Ziel: Zagreb
Nahe der Autobahnauffahrt, 10.30 Uhr.
Laut hitchwiki.org sollte hier am
Ende der Stadt ein guter Startpunkt zum Trampen sein. Als
ich ankam schien sich das zu bestätigen: Die Kreuzung mit der
Autobahnauffahrt in Sichtweite, Bushaltestelle und Ampel kurz davor,
d.h.eine gute Stelle um früh gesehen zu werden und anhalten zu
können.
10.31
Uhr: Erstes Auto fährt vorbei, Fahrer erwidert meinen Blick, lächelt
und zuckt entschuldigend mit den Schultern: „Sorry, geht leider
nicht.“ Gleich danach der
zweite, zeigt an dass er geradeaus statt links Richtung Autobahn
muss. Gleich am Anfang zwei solche Reaktionen anstatt direkt
weiterzufahren, locker! Die Hoffnung lebt! Heute klappt es!
11
Uhr: Nichts.
11.15 Uhr: Kopfhörer ausgepackt, Musik an – man will sich ja bei
Laune halten.
11.35 Uhr: Apfel gegessen.
11.38 Uhr: Es fängt an leicht zu regnen.
11.45 Uhr: Ein Auto wird langsamer, ich schaue rein und sehe drei
Jungs drin sitzen, die sich mir zuwenden und mich anschauen. Sie
kommen fast zum Stillstand bis der Fahrer auf's Gaspedal drückt und
alle lachen. Arschloch!
11.53 Uhr: Der Regen wird stärker.
12.10 Uhr: Erste Ursachenanalyse, warum ich nicht mitgenommen werde.
12.35 Uhr: Umfangreiche, ganzheitliche und erschöpfende
Ursachenanalyse abgeschlossen, bereit um empirisch validiert zu
werden.
Ein Auszug:
- schlechter Zeitpunkt
(z.B.nur wenige fahren in Richtung Kroatien, Feierabendverkehr noch nicht eingesetzt etc.) - keine Kapazitäten(z.B. keine Zeit, kein Platz etc.)
- schlechter Ort
(z.B. meisten Autos reihen sich vorzeitig auf die linke Spur ein und sehen mich so zu spät) - Trampen ist in Slowenien nicht üblich
- Angst um Inneneinrichtung des Autos
(ein begossener Pudel macht sich generell nicht gut) - Angst vor religiös motivierter Handlung
(Pah, dieser verdammte Terrorist! Rasier dich mal!) - Überlebensangst
(der versteckt bestimmt Waffen unter seinem Bart!) - Vermeidung von Situationen sozialer Inkompetenz
(Der sieht nicht slowenisch aus, fuck, dann muss ich Englisch reden - nope!) - Angst vor politischer Abschiebung
(„Wenn ich den mitnehme, unterstütze ich ihn sich der ISIS anzuschließen, womit ich mich womöglich selbst verdächtig mache!“) - etc.
(Man sieht also: Alles Dinge, an denen ich nichts ändern kann –
und Bart ab ist keine Option)
12.50 Uhr: „Ganz ehrlich, keinen Bock mehr!“
13.12 Uhr: Kapitulation erstmals denkbar.
13.23 Uhr: der Regen wird stärker
13.45 Uhr: Bus nach Zagreb genommen (Kapitulation)
Zagreb
In wenigen Worten: Interessante Stadt, die gerade am Kommen ist & zahlreiche Sehenswürdigkeiten hat.
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Globaler Humor: anderes Land, gleiche Witze :D / Different country, same jokes :D |
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Universität / University of Zagreb |
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Zagreb Zentrum / Centre of Zagreb |
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Asiaten in ihrem Element :D / Asians will be asians :D |
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Maria Statue vor dem Dom / Maria statue in front of the dome |
Sonntag, 21. Juni – Ziel: Belgrad
Das Motto: Aller guten Dinge sind drei.
Ikea, nahe der Mautstelle, 10.30 Uhr.
Ikea, nahe der Mautstelle, 10.30 Uhr.
Hitchwiki hat mir den goldenen Tipp gegegen nicht in der Nähe der
Autobahnauffahrt zu warten, was einige trotzdem getan haben und dort
Glück hatten, sondern zu einem besseren Spot zu fahren. Dieser
befand sich an einer Mautstelle, die sich 3 km weiter auf der
Autobahn befand. Dazu müsste man den Bus nehmen, der bis zum Ikea
fährt (und sonntags tatsächlich offen hatte). Gesagt getan.
Die Straße, die dann zur Mautstelle führte, war natürlich nicht
für Fußgänger ausgelegt, aber es herrschte nicht viel Verkehr. Als
ich auf das Schild Richtung Autobahnauffahrt zulief, wurde ich schon
etwas skeptisch. Ein Blick auf die Autobahn gab mir weitere
Anzeichen, denn die Autos schienen mit gleichmäßigem Tempo durch
die vermeintliche Mautstelle zu fahren. Als ich dann endlich einen
Blick unter die Brücke werfen konnte, die quer über die Autobahn
führte und unter der ich die Mautstelle vermutete, dann Gewissheit:
Die Mautstelle gab es nicht (mehr). Super. Auf Hitchwiki hat das auch
jemand als vorletzten Beitrag angemerkt, darauf antwortete dann aber
jemand, dass er von dort aus Glück hatte. Traumhaft.
Auf die Autobahn wollte ich nicht, weil zu gefährlich und sowieso
niemand anhalten würde. Also hieß es zurückstiefeln. Zum Bus, der
erst 1,5 Stunden später kam, 20 Minuten Fahrt, dann ausgestiegen, 10
Minuten gelaufen, et voilà: Ich befand mich gegen 13 Uhr in der Nähe
der Autobahnauffahrt – die Stelle war ok, der Verkehr zwar schnell
aber eine Tankstelle mit Haltemöglichkeit gleich hinter mir. Die Laune war nicht gerade auf dem Höhepunkt.
Ich wartete. Und wartete. Und erspare euch jetzt mal den genauen
Ablauf. Gegen 14.15 Uhr aber klopfte mir jemand an die Schulter,
fragte mich wie ich hieß und verwickelte mich in ein Gespräch.
[Einfach runterscrollen ;-) ]
[Spannungsfreiraum]
[„Boom! Die Show beginnt, die ganze Halle schwimmt im Bass“]
[Spannung künstlich gesteigert]
[„Du denkst du kriegst ein Kind, alles was du über uns gehört hast stimmt!"]
Tomislav, ich, Adrijan |
Tomislav kommt aus Karlovac, Kroatien, und wollte seinen alten Freund Adrijan in Nova Gradiska besuchen, was in Richtung der serbischen Grenze liegt. Nach ein paar Minuten hat er mich spontan eingeladen mitzukommen, wir könnten ja zusammen hintrampen. Um ehrlich zu sein war es mir klar, dass uns niemand mitnimmt, denn wer nimmt schon zwei Kerle mit, wenn er nicht mal einen mitnimmt? Aber gut, wir haben es probiert, gegen 16 Uhr die Segel gestrichen und den Zug um 18.40 Uhr genommen.
Gegen 21 Uhr waren wir dann in Nova Gradiska, gegessen, getrunken & bis tief in die Nacht über alles mögliche gequatscht.
"Oh happy day..!" |
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Sonne genießen #diesdas / enjoying the sun! |
Das tägliche Brot im Kanal erfischen / random guy fishing in a canal |
Nach Belgrad zu trampen habe ich gar nicht probiert, da in Nova Gradiska zu wenig los war, und habe stattdessen den Zug genommen.
Belgrad
In wenigen Worten: Im Vergleich zu anderen Städten weniger typische Sehenswürdigkeiten, aber insbesondere im historischen Licht interessant (insgesamt über 40 Mal von Kriegen zerstört & wieder aufgebaut). Und man kann gut feiern!
Worst place ever :D (leider nicht probiert) |
christlich orthodoxer Dom des Hl.Sava / Temple of Saint Sava |
Festung / Fortress |
gleicher Turm aber Blick auf Belgrad & die Festung / same tower, different view: Belgrade & the fortress |
Als ich dann vorgestern von Belgrad nach Sarajevo wollte und der Hostelbesitzerin mitteilte, dass ich versuchen wollte zu trampen, war die Reaktion ungefähr so: „TU ES NICHT!“ Nachdem sie mir 10 Minuten erklärt hat wieso (niemand
Couchsurfing-technisch hat ähnlich wie beim Trampen nichts bis gar nichts funktioniert. Ich habe viele angeschrieben (man kann entweder per Formular anfragen, ob Platz auf einer Couch ist, oder eine Nachricht schreiben), aber die meisten haben die Anfrage abgelehnt. Einige wenige zurückgeschrieben, dass sie nicht da sind oder schon Gäste haben und andere, dass sie bereit wären sich auf einen Kaffee oder Bier zu treffen, aber das hat sich auch immer irgendwie zerschlagen
Fazit: Trampen & Couchsurfen - bis jetzt gar nicht so einfach.
Aber... obwohl selbst wenn auch da alles gegen einen #läuft, ist auf den Reisegott immernoch Verlass :)!
(Aber ich werde es auf jedenfall weiterprobieren ;) )
Abschließend noch die Bilder aus Sarajevo:
Sarajevo in wenigen Worten: klein, schnuckelig, multi-kulti. Wird auch das kleine Jerusalem genannt, weil Muslime, Juden und Christen auf engstem Raum zusammenleben.
Diskussion: Alter Mann, der die Tauben füttert vs. kleines Mädchen, das die Tauben jagt / Discussion: old man who's feeding the pigeons vs. little girl which chases them |
Muslimisches Viertel / Muslim Quarter |
Lateinische Brücke: Ort, an dem Franz Ferdinand ermordet wurde / Latin bridge, where Franz Ferdinand was assassinated |
Moschee / Mosque |
Einschusslöcher aus den Kriegen / Bullet holes from the wars |
Nicht alles glänzt / there are some fucked up buildings as well |
Ewige Flamme für die Opfer des 2.Weltkriegs / Eternal flame for the victims of World War II |
Bis demnächst & do videnja!