Sonntag, 15. September 2019

Wir lagen vor Madagaskar


Und hatten die Pest an Bord.
Neben Krankheiten, von denen man eigentlich gedacht hatte, dass diese schon ausgerottet sind, ist Madagaskar ein echt wahnsinnig spannendes Reiseziel... da wo der Pfeffer wächst.

Fortbewegung

Langsam. Wenn man eine Reise nach Madagaskar plant setzt man sich unweigerlich mit dem Fortbewegungsmittel und der schlechten Infrastruktur auseinander. Schon unsere Anreise hat 36 Stunden gedauert. Vor Ort haben wir dann alles mögliche ausprobiert und haben uns mit einem privaten Fahrer, Taxi, Flugzeug, Piroge, Speedboot, Rikscha und Taxi-Brousse, dem madagassischen Buschtaxi, fortbewegt. Mit letzterem kommt man eigentlich überall hin und es kostet fast nichts. Leider sind die Straßen in Madagaskar nicht immer gut und eine echte Rundreise ist in 2 Wochen kaum möglich und die Taxi-Brousse sind nicht gerade pünktlich. Selbst bei einer Verspätung von mehr als 2 Stunden (bei der Abfahrt) ist so gewöhnlich, dass nur die Europäer ab und zu nachfragen wann es denn los geht. Voll genug war es, neben einen (zumindest am Anfang) noch lebenden Huhn unfassbar viele Menschen und ein voll beladenes Dach. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie gut es sich anfühlt wenn man auf einmal nur noch zu sechst in einer Reihe sitzt, wenn man davor 2 Stunden lang zu siebt war (es gab 4 Sitze für Leute, die kleiner sind als ich).

Alle irgendwie da rein...

Flora und Fauna

Endemisch. Gefühlt gibt es fast alle Arten exklusiv in Madagaskar, ohne Guide sind die aber oft kaum zu finden. Selbst wenn einem die Guides dann einen Ast zeigen auf dem irgendetwas sitzt muss man oft fünfmal hinschauen bis man es findet. Bei einer Nachtsafari hat ein Guide zum Beispiel ein Chamäleon entdeckt, das kleiner war als ein Streichholz...




Finde die Gespenstschrecke (Stick Insect)

Und sie ändern ihre Farbe nicht!


Wandelndes Blatt
Hahnenkampf auf offener Straße
Elefantenfuß, ein kleiner Baobab
Außerdem haben wir zum Beispiel Buckelwale (leider kein Bild, war von der Piroge nicht so einfach, da etwas wackelig), Drongos, Riesenspinnen und Giraffenhalskäfer gesehen.

Landschaft

Divers. Die Fläche der Insel entspricht ungefähr 1,6 Mal der Größe Deutschlands - Es gibt natürlich die weltbekannten Regenwälder, Traumstrände, mehr Reisfelder als ich jemals in Asien gesehen habe und Gegenden, die man eher in Arizona erwartet hätte.

Oase in einem Canyon im Isalo NP

Überall Feuer

Überall Reisfelder

Im Regenwald hat es dann auf geregnet, Platz nicht bespielbar


Finde den Lemur



Von der Währung (teilweise war der größte Schein 1,25€ wert und es gibt nur sehr selten ATM), dem manchmal sehr gute Essen, die fantastischen Märkte, die stressigen Städte und die leider allgegenwärtige Armut erzähle ich gerne mal persönlich.

Mittwoch, 22. Mai 2019

¡Viva la revolucion!

Hola muchachos,

Ja, ich weiß es ist jetzt schon eine Ewigkeit her - um genauer zu sein fast sieben Wochen -, aber jetzt, ja, jetzt habe ich es auch endlich geschafft. Hier also kommt der Reisebericht über Kuba.

Viva la revolucion! Denn eigentlich wollten wir nach Jamaica. Als wir dann festgestellt haben, dass es nicht so viel Sinn macht, zwei Wochen durch Jamaika zu gehen, also Sinn schon, aber es ist leicht gefährlich, haben wir überlegt: "Was gibt's denn sonst noch, evtl. in der Nähe, das auch warm und fern ist? Und die Antwort war Kuba. Mit einem leichten sehnsüchtigen Gefühl, das uns an unsere leicht Punk-angehauchte Jugend erinnerte, haben wir also den Flug gebucht.

Kuba klang nach einem tollen Versprechen nach Andersartigkeit, Karibik und vielleicht sogar ein bisschen exotisch. Als wir Freunden erzählt haben, dass wir nach Kuba reisen, haben jedoch doch einige gesagt: "Ah ja, da kennen wir jemanden, der schon da war! War ganz okay!" - Soviel zum Thema exotisch.

Unser Fazit: Ja, es war ganz okay. Es war sogar ganz spannend, denn wir haben tolle Leute kennengelernt, ein interessantes Wirtschaftssystem, mussten uns spanisch-tanzend durchschlagen, haben wundervolle Orte tolle Landschaften erlebt... und natürlich etwas Kultur in Form von Zigarren, Mojito auf die Cuba Libre Art genossen. Was wir jedoch auch gespürt haben, ist wie sich so ein sozialistisches System konkret auf Land und Leute auswirkt: Die Straßen waren marode, die Autobahnen leer - höchstens gefüllt von Pferdekutschen, wenigen Autos, Motorrädern und natürlich Fußgängern -, die Häuser verfallen und vom Hurricane gebeutelt - selbst in der Altstadt Havannas. Einige Weggefährten haben auch etwas aus dem kubanischen Nähkästchen geplaudert, denn in Kuba ist zwar Bildung, Gesundheit und Essen umsonst - in Wahrheit jedoch reichen die Essensmarken nur für eine Woche, man bekommt nicht die Medikamente, die man wirklich braucht und das beste Bildungssystem bringt einem nichts, wenn man kaum berufliche Perspektiven hat. Zudem scheint es ähnliche Elemente, wie in anderen vergleichbaren Staaten, z.B. der ehemaligen DDR zu geben: Viel Propaganda und Spitzeltum. Beeindruckend war unter diesem Gesichtspunkt trotzdem die Lebensfreude Kubas und die der Leute, die es kreativ auf verschiedensten Art immer wieder schaffen ihren Weg durch den kubanischen Alltag zu Bahnen.

Wir sind der Meinung: Die Reise war es auf jeden Fall wert .. aber wir können auch behaupten, dass wir Kuba zu genüge gesehen und verstanden haben. In Zukunft ist absehbar, dass sich das System an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr öffnen wird.  Mit ziemlicher Sicherheit wird Kuba noch touristischer aufgeschlossen werden, sodass man in ein paar Jahren bestimmt nur mit Englisch recht weit kommt. Daran werden auch die schon derzeit vorliegenden hohen Preise (die Touristenwährung CUC entspricht im Umtauschwert gleich dem US Dollar) und das Essen, das zur kulinarischen Weiterreise empfiehlt, auch nichts ändern.


Ich denke jetzt lasse ich einfach die Bilder für sich sprechen :)

PS.:  Ich habe sicherheitshalber alle Bilder unserer hervorragenden Hosts rausgelassen. Nur eins: Super gastfreundlich, super bemüht und wenn man kein Spanisch kann, gibt es halt einen 45minütigen Frontalvortrag :D

Die Ankunft verspricht schon einmal Heroisches.

Unterkunft zwischen Alt- und Neustadt: Hier sieht man ganz gut die verfallenen Gebäude #nomoneynosweethomealabama

Kubanisches Frühstück (nach tausend Früchten, Omelette und Milchshake)

Das Standardbild in der Ausführung "Under Construction" 
Platz der Revolution. Preisfrage: Wer ist der rechte Revolutionär?




Wir lachen immer noch drüber :D

Truthangeier in den Wäldern Kubas - sieh'schs?

Leicht überhypter Farmer mitten in den Wäldern, dem wir auf unserer Wanderung mit unserem Guide einen Besuch abgestattet haben - inmitten einer Wanderung haben wir das elektrolytische Wunder namens Kokosnuss so richtig gespürt

Selbstverständlich auch neue Freunde gefunden :)

Las Terrazas: Ökodorf, das entstand weil eine Traube von Menschen es nicht eingesehen hat, dass der Wald abgeholzt wird. Die Story ist aber beeindruckender als das Dorf. Immerhin sind die Wälder außenrum super.


Sweet View

Auf Pferden unterwegs

obligatorisch - an alle mitlesenden Nachrichtendienste: Ich plane keine Revolution.

"Kuba gehört uns" (sinngemäß) - war eine Propagandaaktion von Castro, um die Revolution nachhaltig in "jedens Viertel" zu bringen 

Obligatorisch 2 
2 Stunden, keine Federung, Schlaglöcher mit bis zu 50cm Tiefe - Hallelujah. Danach am Strand und wieder 2h zurück #TeildesDeals



Sweet Pic 2

Propaganda

Sozialismus par excellence. Hier wird noch gscheit repariert, den die Karren müssen noch halten. Einmal wurden wir mit einem Taxi zu einem Ausflug abgeholt. Ist nicht angesprungen, aber sofort kam einer zu Hilfe, der Werkzeug hatte. Das Ergebnis: Verkabelung des Zündschlosses war hinüber, wurde schnell umgesteckt, Zündschloss hing draußen, weiter gings.


Schweinebucht 
Schweinebucht 2.  Die Ecke hat nun einige schöne Strände. Ein kleines "Gschmäckle" bleibt aber, aufgrund der Vorgeschichte. Und vielleicht weil vor dem Strand ein fettes Kriegsmuseum mit davorstehenden Panzern und Fliegern steht.



Host, der im Garten drei Alligatoren, viele Schildkröten, Baumratten und Hasen hat. #Kannmansomachen

Dogs, dogs everywhere.

Adios amigos.


Sonntag, 24. März 2019

"Ein beklemmendes Gefühl"


Was im April 1986 in Tschernobyl passiert ist weiß wohl jeder, dass man die Sperrzone tatsächlich besuchen kann war deshalb überraschend und verlockend. Den Ort des vielleicht katastrophalsten Unfalls in der Geschichte der Menschheit wollten wir uns genauer ansehen. Trotz konstant piepsender Geigerzähler war die akkumulierte Strahlenbelastung mit 0,003 mSv relativ gering. Das entspricht ungefähr einer Strahlenbelastung eines gewöhnlichen Linienflugs.

Was bleibt? Ein beklemmendes Gefühl über das Leid, das durch das Unglück ausgelöst wurde. Die Risiken der Atomkraft, die Sowjetunion musste mit Prypiat eine ihrer Modellstädte und Landstriche größer als das Saarland aufgeben, sind eigentlich viel zu hoch. Trotzdem war es faszinierend, wie sich die Natur weite Teile des Gebietes zurück erobert hat.

Die wirklich gefährliche erhöhte Strahlenbelastung befindet sich, oft abseits der Wege, in so genannte Hot Spots.

Ein verlassener Kindergarten, sehr creepy

Geigerzähler vor dem ehemaligen Kino der Geisterstadt Pryiat, in den meisten Fällen war die Strahlung jedoch geringer als in diesem Foto und nur leicht höher was in Kiew


Der Reaktor mit der gerade fertig gestellten zweiten Schutzhülle

Duga Überhorizontradar in der Sperrzone. Eine wahnsinnige Anlage und Teil des sowjetischen Raketenabwehrsystems, die nach dem Unglück aufgegeben werden musste.

Zurück in Kiew waren wir lecker ukrainisch und preiswert essen (unten eine Auswahl), am Samstag waren wir sogar in einem krimtatarischen Restaurant. Kiew ist eine sehr interessante Stadt, mit abwechslungsreicher Architektur, unterirdischen Malls und gutem Nachtleben.

Wareniki

Borschtsch


Höhlenkloster

Maidan samt Wahlkampfveranstaltung

Sophienkathedrale