Donnerstag, 30. Mai 2013

"The party is over!"

Mir ist aufgefallen, dass ich noch fast nichts über das Wohnheim geschrieben habe, in dem wir hier wohnen. Und nun, da es schon bald nach Hause geht wird es langsam Zeit. Wir leben hier im 4. Stock eines vor einigen Jahren renovierten Blockbaus. Im "4th floor", berühmt berüchtigt als Partyfloor, wohnen überwiegend und bis zu 140 ERASMUS-Studenten. Um 11 ist offiziell Nachtruhe, aber das kümmert außer der Houselady und dem Securitydienst, der regelmäßig vorbei schauen muss niemanden. Dann heißt es "the party is over!" und jeder muss ein paar Cent für den Einsatz zahlen. Wenn nicht gerade die halbe Decke abgerissen wird oder alles unter Wasser gesetzt wird ist es also relativ günstig.
morgens 12 Uhr, wie ausgestorben
5 Minuten später beginnt die Party auch wieder von vorne. Vor 1 Uhr morgens, ist an Einschlafen nur selten zu denken und wenn es doch mal ruhig ist kommen spätestens um 5 irgendwelche Südländer in die Küche und kochen lautstark.
Das hört sich vielleicht etwas negativ an, macht aber riesen Spaß und es ist einfach fantastisch hier. Ich werde diese Zeit definitiv sehr vermissen, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Es kennt fast jeder jeden und es ist immer was los. Ich kann mir gut vorstellen wie Post-Erasmus-Depressionen zustande kommen...

Mittwoch, 29. Mai 2013

Road to Wembley

Wembley. Das Champions-League-Finale 2013 im altehrwürdigen Wembley. Jede Mannschaft Europas wollte in dieser Saison dort hin. Jeder Einzelne kämpfte darum dort zu sein, einzulaufen, die Hymne zu hören und unter den Augen von Millionen Menschen um den wichtigsten Vereinspokal der Welt zu spielen. Wie für alle anderen auch war es für uns, Nick und mich, ein verdammt steiniger Weg nach London, flankiert von zahlreichen Strapazen, schwierigen Momenten, aber auch einmaligen Situationen. Kurzum, das war unser Weg nach Wembley:


Auslosung

30. April, 82. Minute: Linksschuss Benzema, 1:0 Real Madrid. 88. Minute: Linksschuss Ramos, 2:0 Real Madrid.

Ich, knieend vor meiner Couch, starre den Fernseher an und bete, dass es gut geht. Dass es irgendwie gut geht. 90. Minute. 91. Minute. Die Zeit vergeht einfach nicht. 94. Minute, Kuba im Ballbesitz wieder vertändelt. 96. Minute, es ist endlich vorbei. Endlich. Wahnsinn, Dortmund im Finale!

31. April, 48. Minute: Linksschuss Robben, 0:1 Bayern. 72. Minute: Eigentor Piqué, 0:2 Bayern. 74. Minute: Nick schreit 'Super Bayern' und macht sich noch ein Bier auf.

Von da an war klar: Wir gehen nach Wembley! Zwei Fragen waren nur noch zu klären: Erstens wie? Zweitens Tickets? Letzteres hat sich ziemlich schnell erübrigt. Trotz der immens hohen Glaubwürdigkeit der zahlreichen Facebook-Seiten, die Tickets beim Teilen oder Liken versprechen, waren wir erst einmal ernüchtert. Kein Losglück also. Hatte Dortmund anfangs auch nicht, macht nichts, dachte ich mir. 
Wie hin? Flüge viel zu teuer. Bus schlechte Verbindung. Trampen zu wenig Zeit. Auto scheitert an der Fahrtauglichkeit - aus emotionalen Gründen versteht sich. Zug auch zu teuer. Dann flüsterte mir ein österreichisches Täubchen aus Ried das Wort 'Interrail'. Interrail? Klar, Interrail!! Verdammt, warum sind wir da nicht selbst drauf gekommen. Also los!


Gruppenphase

1. Spieltag, Bruchsal - Strasbourg 

Völlig locker, Baden-Württemberg-Ticket, 13.30 Uhr Bahn rein, 15.40 Uhr Strasbourg raus.




Strasbourg Bahnhof

2. Spieltag, Strasbourg - Metz

Nach 2h Fahrt ausgestiegen aus Metz sehen wir an der Anzeige einen Zug nach Luxemburg. Kurz gezögert, dann aber wild entschlossen weiter gelaufen zum Schalter. Luxemburg ist ein Umweg sagen wir noch, wir wollen nach Lille ins Hostel, alles aus Frankreich raus ist ein Umweg. Am Schalter dann empfängt uns eine Dame, unsympathisch wie eine Kreuzung aus Tévez, Roman Abramowitsch und Schalke 04 ist, schon warmherzig mit den Worten: "No." Es  sollte sich wie ein Muster durch unseren "Dialog" ziehen.

- "Bonjour. Vous parlez anglais?" - "No."
- "Train de Lille?" - "No."
- "Paris?" - "No."
- "Nancy?" - "No." In der Zwischenzeit wendet sich der Mann, der am Schalter nebenan sitzt und gerade noch Englisch mit einem Kunden geredet hat, an unsere gnädige junge Dame, fragt was den los sei, woraufhin wir irgendetwas von "non parlez francais", "Lille" und "allemand" verstanden. Er schüttelte den Kopf, wendete sich wieder intensiv seinem Fall zu.
- "Il ya un possibilité de... Lille" - "No."

Wir schauten betröppelt drein und zogen ab. Der Typ konnte echt Englisch oder?! Wir wussten auch, dass es schwer wird, aber so schwer? Alles reserviert hieß es am deutschen Bahnhof, allerdings stand im Netz, dass es normalerweise auch vor Ort noch ein Kartenkontingent gibt. Auch zwecks der immensen Hilfsbereitschaft waren wir erstmal vor den Kopf gestoßen. Wo sollte das nur hinführen, wenn es jetzt schon so schwierig wird? So in etwa musste sich der FC Bayern beim 3:1 gegen BATE Baryssau gefühlt haben. Doch wenn einen das Reisen etwas lernt, dann ist es ruhig zu bleiben. Also fuhren wir nach Luxemburg (und tranken noch eine Apfelsaftschorle). Unsere Liebe zu Frankreich jedenfalls war ein wenig erschüttert - um dies mal vorsichtig auszudrücken.

Alles Metz oder was?!

 2. Spieltag, Metz - Luxemburg 

19.25 Uhr Ausstieg aus dem Zug. Erstmal durchatmen, Zigarillo oder Zigarette - je nach Belieben - , dann zum Schalter. Die Laune war gut und Hoffnung irgendwie da. Dort fiel dann plötzlich sie vom Himmel:

Engel von Luxemburg
Sie war unsere Rettung. Wir standen da, teilten ihr unser Anliegen mit und sie schaute, was sie für uns tun konnte. Anfangs noch lächelnd flachsten wir ein bisschen mit ihr herum bis sie immer stiller wurde. Das ist generell kein gutes Zeichen. 5 Minuten vergingen, 10 Minuten. Sie atmete laut aus, tippte wieder etwas in den PC. Nach geschlagenen 20min zeigte sie uns eine Möglichkeit - die einzige. Urteilt selbst:



Wir, natürlich schon etwas von dem wahnsinnigen Zuckergehalt der Apfelsaftschorle geschwängert, staunten nicht schlecht, atmeten aus und freuten uns wie ein Schnitzel, dass es eine Verbindung gab! Heja, sind ja nur 4 Umstiege und eine Wartezeit von 5 Stunden in Charleroi! Aber... es gab sie die Möglichkeit. Sie war da.

Ironischerweise spielte auch der FC Bayern am 3.Spieltag gegen Lille. "Der FC Bayern hat in der Königsklasse zurück in die Spur gefunden. Beim OSC Lille fuhr der Rekordmeister einen glanzlosen Arbeitssieg ein", schreibt der Kicker. Irgendwie passend. Man könnte schon fast von Karma sprechen.


 3. Spieltag, Luxemburg - Arlon

Auf nach Belgien.

Waren schön, die 1,5 Stunden.

 4. Spieltag, Arlon - Namur

30 min Zeit zur mentalen Vorbereitung auf den 5-stündigen Aufenthalt in Charleroi.


5. Spieltag, Namur - Charleroi

Es war der 5. Spieltag und der Moment sich für die bisherige gute Leistung zu belohnen - man wollte das Achtefinalticket lösen. Borussia Dortmund musste den nächsten Schritt machen, was eindrucksvoll mit einem 1:4 in Amsterdam gelang.

Ähnlich erging es uns. 5 Stunden, ich wiederhole, 5 Stunden Aufenthalt in Charleroi, der Perle von Pelgien wie wir es lyrisch wertvoll tauften. Das war machbar, allerdings mussten wir auch etwas aus sich herausgehen.

Glücklicherweise gab es dort diese Bar die 24/7 offen hatte und eine gehörige Auswahl an Schorlegetränken bereitstellten. Hier ein kleiner Überblick:



Geschlafen haben wir auch - eine Stunde war drin.


6. Spieltag, Charleroi - Lille

Wir wussten, dass das Ticket gelöst ist, sobald wir in diesem Zug sitzen. Also legten wir nochmal 2h Schlaf während der Fahrt drauf. Doch ganz angenehm.



Achtefinale


Lille - Calais

Das Einzige, was wir im Vorfeld reserviert hatten, war die Fähre die um 11.35 Uhr von Calais nach Dover fuhr. Alles andere wollten wir spontan arrangieren. So war es allein schon ein Erfolg dahin zu gelangen... v.a. rechtzeitig dahin zu gelangen! Wer hat uns nicht alles gesagt, dass es schwer, wenn nicht sogar unmöglich wird. Die Deutsche Bahn erzählte von vollen Zügen, Freunde sagten wir wären verrückt und es würde sich nicht rentieren, die Reise anzutreten. Doch es war unsere Pflicht. Wir traten an, kämpften und freuten uns unheimlich als wir es endlich geschafft hatten. Wir waren da, wir waren im Achtelfinale und erlebten wohl das gleiche Gefühl wie der BVB als er das Ticket gelöst hatte.

Dass uns auf dem Weg zum Hafen in Calais drei Typen mit fragwürdigem Hintergrund verfolgten und uns auf der Pelle rückten geriet fast zur Nebensache. Es war nur ein kurzer schwacher Moment, indem wir den Herren, die vom Teint  wohl auch gut in das Team von Shaktjor Donezk hereingepasst hätten, das Gefühl doch den Hauch einer Chance zu haben. Doch wir schüttelten sie ab. Was sie von uns wollten, wissen wir bis heute nicht. Möglicherweise uns ausnehmen, möglicherweise aber auch nur, dass wir sie einschleusen nach England. Es hatte jedenfalls einen faden Beigeschmack, zumal sie mit uns reden wollten und nicht von unserer Seite wichen. Aber was sollte schon passieren am Hafen, wo sich so viele Leute tummeln? Wohl fühlten wir uns bei der Geschichte jedenfalls nicht. Aber es ging ja weiter.



Viertelfinale

Calais - Dover 

Wie Bayern gegen Juve - eine sichere Sache. An Bord fast nur Fans, ca. 60:40 verteilungsmäßig pro Dortmund. Oben auf dem Deck hatten wir nochmal die einzigartige Möglichkeit unsere Liebe zum französische Verkehrsnetz kund zu tun, dass uns nichts als Strapazen beschert hat:

(ganz fair ist das nicht, ABER einen Sündenbock brauchten wir ja ;) )

Und ein heja! Wir konnten endlich wieder mit den Leuten richtig reden! (Englisch und so)



Halbfinale

Dover - London

Halbfinale! Die Spannung stieg! Ich wurde zunehmend nervös, Nick gab sich gelassen. Im Zug dösten wir noch ein bisschen und blickten hoffnungsvoll in die Ferne. London, wir kommen! Fans sahen wir nur wenige, denn viele waren schon dort. Dafür kamen wir ins Gespräche mit vielen Engländern, die teils pro BVB, teils pro Bayern waren, aber sich stets offen zeigten.

In London angekommen mussten wir uns gleich um die Rückreise kümmern, weil Nick am Montag arbeiten und ich morgens um 9 Uhr im Seminar sitzen musste. Also ab zum Schalter. Der Kerl war mega freundlich, hatte aber absolut keine guten Nachrichten: Alles ausgebucht. Wir wollten den Eurostar nehmen und dann direkt von Strasbourg nach Hause. Planmäßig wäre ich um 1 Uhr am Montagmorgen in Salzburg. Eine Möglichkeit gab es dennoch: 1. Klasse im Eurostar für 300€. Wir hätten gelacht, falls es nicht so traurig gewesen wäre. Wir gingen also hinaus in die Bahnhofshalle von St.Pancras, starrten kurz Luftlöcher und entschlossen uns, darauf zu scheißen. Am Sonntag würden wir den ersten Zug nehmen, dann mit der Fähre. Mir schwebte ein Wort namens 'Trampen' im Kopf herum, aber ich behielt es erstmal für mich.

 Es war nun 15.30 Uhr englische Zeit, Zeit für eine weitere Apfelschorle. Dann ein bisschen die Lage um den Bahnhof herum abgecheckt, denn allzuweit konnten wir ja nicht weg, zwecks dem Zug. Kaum 5min gelaufen,  sprossen auch schon die ersten Pubs aus dem Boden heraus. Wir liefen vorbei an einem Laden namens 'The Euston Flyer' und wurden gleich angequatscht: "Hey, you two! I'd like to take a picture with you! A Bayern AND Dortmund Fan together, awesome!" Von da an, waren wir drin! - die Dame arbeitete nämlich in dem Laden und auch die 2m-großen Türsteher liebten uns.

Braunes Schild: First & Last Pub -überragend :D

Bahnhof St.Pancras

Park unweit von St.Pancras & der Bar entfernt

"CL-Finale: Viel Glück!"

Daniel aus Manchester - überragender Typ!

überall die Duftmarke hinterlassen :o)


Finale

Lassen wir doch einfach das hier für sich sprechen:




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Ähnlich wie die Spieler beider Mannschaften sind wir am nächsten mit einem leichten Kater und völlig unausgeschlafen nach einer großartigen Nacht in London aufgewacht. Der Unterschied zu ihnen bestand wohl lediglich in unserer Bleibe, wobei ich prinzipiell nicht wüsste was an einem Lager im Bahnhof wirklich auszusetzen wären. Ok, es war schweinekalt, hart und ungemütlich. Aber auch irgendwie geil.

Die Anschlüsse nach Frankreich erreichten wir alle. Wir entschlossen uns dann letztlich zu Trampen, weil das mit den Zügen zeitlich nie und nimmer hingehauen hätte. Aber Trampen musste einfach klappen, denn es wollten doch so viele nach Deutschland zurück. Also in der Fähre nach einem Stück Karton gefragt und einen Stift gekauft. Als die Fähre andockte, machten wir uns an das Schild heran. Ich hatte kaum das 'DEU' für 'Deutschland' geschrieben - wir waren tatsächlich SEHR offen was das Ziel anging - sprach uns auch schon jemand an: "Wo müsst'n ihr hin?" Es waren  zwei Bayer-Fans und Nick war gerade nicht da. Also war es wiedermal Zeit Größe zu zeigen :D ... und wir fuhren mit ihnen mit.

'You always get better than expected' - eine alte Reiseerfahrung. Und so war es auch. Sie fuhren uns bis nach Mainz, von dort aus dann über Frankfurt - und einem 2km Sprint zum Fernbahnhof am Flughafen - direkt nach Bruchsal bzw. für mich über München nach Salzburg. Nick war gegen 2 Uhr morgens zuhause - aufstehen um 6. Ich um 8 Uhr - Seminar um 9.

Zusammengefasst: Überragende, intensive Reise! Viel erlebt, wenig geschlafen - wie es eben sein muss!


Unser Ride: Alex & Tobi
Ps.: Denkt dran, ist alles Karma ;). Robbens Tor zwecks letztes Jahr. Der Götze-Wechsel, Lewandowski-Hick-Hack etc. - wir kommen wieder! Und sehen uns in Lissabon! Wie wärs Nick? ;)



// Edit: Alex hat uns während der Fahrt fotografiert :D





"We're already on our way back to Stockholm..."

Hej,
letztes Wochenende waren wir aufgrund billiger Flüge in Stockholm. Eine wunderschöne Stadt und es war total lustig. So haben wir zum Beispiel eine Kreuzfahrt für 7€ p.P. inklusive Übernachtung gemacht, auf einem Boot voller Rentnern, die "billig" Alkohol einkaufen wollten und das Ziel der Reise, Mariehamm, verschlafen, sodass wir, als ich gefragt habe wann wir denn endlich ankommen, schon wieder auf dem Rückweg waren. Hier noch ein paar Bilder:
Schweden ist gleich am ersten Abend Eishockeyweltmeister geworden und wir haben natürlich mitgefeiert
Daniele aus Italien, Marta aus Spanien und ich
Archipelagos, leider bei schlechtem Wetter
Schwedens Reichstag
isn't that nice?