Samstag, 27. April 2013

"Did you like it?" - "Yes, I speak Arabic." oder The Language Barrier



Nach mehreren Montan Klausurentortur war auf jeden Fall etwas Action von Nöten. Also, ganz wie wir‘s in Neuseeland gelernt haben, ab an die Autobahn und Daumen raus, der Tag wird von alleine gut! Hoffentlich... unsicher war ich nämlich beim ersten Trampen in Europa. Die Raststätte, die mich mir rausgesucht hatte und nach 1 h Marsch querfeldein errichte, war von einer Baustelle fast(!) vollständig blockiert, es war bitter kalt, das Wasser gefroren. Das kann ja heiter werden! 30 Sekunden den Handschuhdaumen in den Eiswind gestreckt und schon von einem Geschäftsmann im 3er BMW eingesammelt worden. 3 Rides später, 16 Grad wärmer: Lyon, irgendwo rausgelassen, verloren wie üblich. "Je suis oú?" einfach mal der ersten Passantin mit einem Lächeln an den Kopf geworfen und ihrem Kind einen Schokoriegel geschenkt. Wir konnten uns kein Wort verständigen, aber sie hat mich einfach am Arm gepackt und in das nächste Jugendzentrum um die Ecke geschleppt. Die 2 Damen an der Rezeption haben mir einen Stadtplan in die Hand gedrückt, mir im Internet ein Hostel rausgesucht und mich zur nächsten Metro gelotst. Ich habe selten so viele coole, nette Leute wie in diesem Hostel auf einem Fleck getroffen. Was soll ich sagen: Der Tag wurde von alleine gut! =) Über Lyon an sich lass ich die Bilder sprechen. Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall Miguel, den ich im Hostel kennen gelernt hab. Als Chilene kann er natürlich Spanisch, außerdem im Repertoire, eine Hand voll Französischvokabeln. Ich kann Englisch und Deutsch. Wir haben kurzerhand mit Händen und Füßen beschlossen, wir gehen Einen Trinken. Unsere Unterhaltung muss zum Schießen gewesen sein. Obwohl wir uns nicht verstanden, verstanden wir uns Recht gut und waren abends mit französischen Freunden von ihm weiter feiern. Super Typ. Bisher war alles planlos, aber in Lyon habe ich mir einen Rückflug von Barcelona nach Hause gebucht. Damit stand das langfristige Ziel immerhin mal fest. Außerdem habe ich mir sagen lassen, Montpellier wäre wunder schön. Damit war das kurzfristige Ziel auch klar. 

Mein 3. Ride Nähe Freiburg bis nach Lyon =) Super nett! Die Zeit ging rum wie im Flug.

Lyon bei Nacht

Lyon bei Regenwetter =(

Freunde von Miguel, und noch andere aus dem Hostel, augerechnet Miguel fehlt. Er macht das Foto.

So sieht das aus, wenn man als backpackender Anhalter seine Reise plant.

Mit einem Schild zu trampen ist in den allermeisten Fällen völliger Schwachsinn. Ich habs auch nicht benutzt, hatte aber ein bisschen Wartezeit und brauchte was zu tun.

Aha, Kiel trampt also. Karlsruhe auch.


Schon im Touristenoffice in Montpellier auf der Suche nach einem Stadtplan habe ich Futzi und Aiglie kennen gelernt. Beide aus Griechenland. Und ich dachte Griechen gibt es nur im Fernsehen. Neben Englisch, Deutsch, Griechisch, Französisch und Spanisch sprach Aiglie auch noch perfekt Deutsch. Verständigung war also ausnahmsweise mal gar kein Problem. Zusammen mit noch 3 weiteren Freunden der beiden hatten wir einen netten Abend. Montpellier hat sehr viel Charme: klein, schön, studentisch, ruhig am Tag, belebt am Abend und in der Nacht, keine Autos im Stadtkern - eine der besten Städte, die ich in meinem Leben gesehen habe.


Und ich dachte, Griechen gibt es nur im Fernsehen. Super Truppe!

Ja ja, eine Studentenstadt

Posen mit Aiglie.


Hitchen von Carcassonne nach Perpignan war wahrscheinlich komfortabler als Taxifahren. Auf dem Fußweg aus der Stadt einfach mal probeweise den Daumen rausgehalten. 300 Meter von der Festung entfernt wurde ich schon eingesammelt und in das Stadtzentrum von Perpignan gebracht. Großartig =). Perpignan war allerdings relativ lahm. Wenn man da keine Gesprächspartner im Hostel findet, wäre man echt aufgeschmissen. Aber es gibt so viele Reisende - kein Problem. Als Sprungbrett nach Spanien ist Perpignan auch nicht am geeignetsten, weil vernünftige Orte zum Hitchen nur weit außerhalb liegen. Aber nach 1,5 h laufen (schöner Weg, siehe Bilder, also kein Problem) kam ich an eine vernünftige Stelle und wurde nach 10 Minuten aufgesammelt. Das Ziel stand noch nicht fest, Valencia oder Barcelona? Internet, der Hostelbesitzer in Perpignan, der Fahrer des Autos in dem ich gerade saß und andere hatten die Sache ganz klar gemacht: "Hitchen in Spanien, vergiss es!" Aber klein Fabi musste es natürlich wieder besser wissen. Auf der Höhe von Barcelona ließ ich mich absetzen und streckte den Daumen in Richtung Valencia. Was soll ich sagen, 5 Minuten später wurde ich aufgesammelt. Waren natürlich keine Spanier, sondern Syrer. Der Fahrer war schon länger in Spanien und sprach gutes Englisch. Dabei hatte er seine Tante und Ihre Tochter - syrische Flüchtlinge, die gerade erst in der EU angekommen sind - wie weiß ich nicht, aber sie meinten, sie wären in dem Moment lieber geflogen als gefahren, hatten aber keine Pässe... Um das Eis zu brechen hatte ich ihnen  ein paar Gummibärchen angeboten - "Do you have something without meat - we are Moslems" - Keine so gute Idee Moslems Gummibärchen anzubieten. Erster Gedanke: "Ou shit, jetzt schmeißen sie mich gleich aus dem fahrenden Auto." War dann aber kein Problem und im Endeffekt war das tollpatschige Gummibärchenangebot doch ein Eisbrecher. Die zwei Damen konnten allerdings kaum Englisch. In diesem Rahmen entstand auch die Überschrift: "Did you like it?" - "Yes, I speak Arabic." 30 km vor Valencia wurde ich auf einer der Hauptstraßen in die Stadt abgesetzt und bekam die volle Wucht spanischer Anhalterfeindlichkeit zu spüren. Ich war mir schon sicher, dass ich die Nacht an der Tankstelle verbringen müsste, als ich nach 2,5 h abends schon nach 9 Uhr doch noch eingesammelt und ins Stadtzentrum gebracht wurde. Es wurde ein super Abend in Club-Bars mit super Leuten aus dem Hostel.

Vor der Festung.

Die Festung ist rießig.
Wir haben es uns einen Abend richtig gut gehen lassen: Dinnieren in der Festung.



Valencia ist auch ziemlich genial, soweit ich es gesehen habe. Ich habe vor allem Zeit im ozeanographischen und naturwissenschaftlichen Museum verbracht.


Für mehrere Milliarden haben sie da eine Oper und zwei Museen hingestellt. Die Architektur kann sich sehen lassen. Da hab ich mich einfach zusammen mit Patrick mal dazu gestellt.

Ein Marsch vom Stadtzentrum Perpignan in trampfreundlichere Gefilde... gar nicht mal so übel.

Das ist jetzt die Oper

Wie gesagt, ich war viel im Museeum. Das war im ozeanographischen...,

...das im technisch-naturwissenschaftlichen. Im Vordergrund das Faucoultsche Pendel. Da bin ich letztes Semester beim durchrechen dran gescheitert.

Tempomessung: Hunderfünfzig und irgendwas. Ich war nur 10km/h unter dem Rekord mit meinem Schuss


 Da freut sich das Physikerrherz

Solche Metzgereien, in denen eine Wand mit Schinken vollhängt, findet man hier an jeder Ecke.



Mit BlaBlaCar (dem spanischen Pendant zu Mitfahrgelegenheit) kam ich 2 Tage später schlussendlich in Barcelona an. Am besten lasse ich wieder die Bilder sprechen:


 
Magic Fountain - auf jeden Fall einen Besuch wert

Camp Nou - Barca vs. Mallorca, 6:0 Fazit: Stadium gigantisch, Spiel sehr einseitig

Strandpromenade

Brunnen im Park in der Innenstadt. Auch von Gaudi, der Architekt, der Barca sehr geprägt hat.

Eine von vielen kleinen Gässlein. Barca vermittelt sowohl ein gemütliches als auch das Großstadt-Flair

Man muss diese Stadt einfach lieben: Zu Sehenswürdigkeiten werden für faule Touristen sogar Rolltreppen gebaut...

... vergeßt, was ich gesagt habe.

Die Sagrada Famillia muss man gesehen haben. Ich hätte nicht gedacht, dass mich eine Kirche wirklich noch begeistern kann. Falsch gedacht!

Die Architektur mutet eher modern an.

In 15 Jahren soll sie feritg sein, eine der schönsten Kirchen der Welt.


Das waren auf jeden Fall zwei Wochen, die sich voll und ganz gelohnt hatten. Das kann auf keinen Fall die letzte Reise dieser Art bleiben. In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal.


Cheers,
Fabi