Mittwoch, 12. Januar 2011

"Samwise, carry me!"

Hi, waehrend meine komplette Klamottengarnitur ein paar Runden in der Waschmaschine dreht, nutze ich mal die Zeit, um zu erzaehlen, was so die letzten 3 Tage passiert ist. Am Morgen nach der Moerdertour auf Mount Taranaki bin ich Richtung Tongariro National Park aufgebrochen. Die kuerzeste - aber auf keinen Fall die schnellste - Route fuerht ueber den Forgotten World Highway. Der Name kommt nicht von ungefaehr: Die 158 km lange Strasse schlaengelt sich durch die ein oder andere Geisterstadt und ist auch teilweise nur eine Schotterpiste. Meine Abenteuerlust hat mich dazu verleitet einen Versuch zu starten, die Strasse entlang zu trampen. Auf den ersten 20 km gibt es noch groessere Hoefe und ich wurde von zwei Besitzern mitgenommen. Folglich stand ich schon nach kurzer Zeit weit entfernt von wirklicher Zivilisation irgendwo in den Weiten Neuseelands. Ein Zurueck gab es also nicht mehr - und ein Vorwaerts erst einmal auch nicht. Aber nach 2 Stunden lesen und relaxen kam ein Kleinbus vorbei und hat mich tatsaechlich aufgesammelt. Hinterm Steuer sass ein super cooler Typ der mir gleich 2 Bier aufgeschwatzt hat. Die Fahrt war lang, langsam, aber schoen und entspannend. Im Prinzip genau das Richtige fuer den Tag nach einer Bergtour. Ich bekam ein bisschen Angst, dass ich es nicht mehr bis zum Tongario National Park schaffe und irgendwo auf dem Weg mein Zelt aufschlagen muesste aber ein paar Rides spaeter - unter anderem mal wieder in einem LKW (immer wieder cool) - kam ich doch noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit im geplanten Camp an. Direkt neben meinem stand das Zelt von Eli, einem New Yorker. Wie die Amis halt so sind, hat es keine 10 Sekunden gedauert, bis wir im Gespreach waren. Am naechsten Morgen bin ich mit ihm zum Ausgangspunkt einer der beliebtesten Wanderstreckeen Neuseelands getrampt: Tongariro Alpine Crossing. 10 Stunden voller Tortur, Anstrengung, gigantischen Naturphaenomenen, ueberwaeltigenden Aussichten, Vulkanen, rauchenden  Bergspitzen, Kratern mit und ohne Seen, gelegentlichem Schwefelgeruch, Gebirgsbaechen und Waeldern spaeter hatten wir das andere Ende der Tour erreicht. Unterwegs sind wir auf den Mount Doom (Schicksalsberg mit 2291 Meter) aus Herr der Ringe und den Mount Tongariro (1978 Meter) geklettert und ich habe tatsaechlich mitten auf der Strecke die zwei Israelis aus Taupo wieder getroffen. Der Aufstieg auf Mount Doom war ziemlich hart und Eli meinte zwischendurch: "Samwise, carry me!" Keine Chance. Am Ende der Tour und unserer Kraefte mussten Eli und ich wieder ein bisschen bangen, dass wir zu unserem Camp zurueck kamen, aber letztendlich wurden wir doch aufgesammelt und sind dem Sonnenuntergang noch zuvor gekommen. Es gab noch ein gemuetliches Bier mit zwei Deutschen auf Motorradtour durch Neuseeland bevor der Tag vollends zu Ende ging. Am naechsten Morgen wollte ich weiter nach Wellington. Eli hat mir noch die Nummer von Couchsurfing-Mitgliedern dort gegeben und gleich noch klar gemacht, dass ich dort ein paar Naechte uebernachten kann. Was kann man sich mehr wuenschen?! Ja, und dort habe ich die gestrige Nacht verbracht und sitze grad auf der Couch und geniesse die himmlische Aussicht ueber die Bucht vor der Stadt waehrend ich tippe und auf meine Waesche warte.

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Dieses Bild ist ein kleiner Nachtrag: Das sind Brian und sein Sohn Willson, die uns den ganzen Weg von Ahipara bis nach Auckland mitgenommen haben.

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Und noch ein Nachtrag: In New Plymouth waren Daniel und ich auf dem Festival of Lights.

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Der Anfang des State Highways 43 liegt noch mitten in der Stadt. Die vergessene Welt setzt erst weiter draussen ein.

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Das war nur ein schneller Beweis-Snapshot, dafuer dass ich im Truck mitgenommen wurde. Nicht so gut geworden.

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Ich am Rand des Kraters des Schicksalsbergs auf ueber 2000 Meter Hoehe

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Ein kleiner Eindruck von der Aussicht. Der Berg im Hintergrund ist uebrigens Mount Ruapehu, der hoechste Berg auf der Nordinsel Neuseelands.

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Das ich tatsaechlich auf einem Vulkan stand, erkennt man unter anderem an dem Wasserdampf, der ab und an mal aufstieg.

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Links steht Eli und die beiden Damen rechts sind die israelischen Ex-Offiziere, die schon in einem frueheren Blog-Eintrag vorkamen.

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Mein naechster Schlafplatz in der Hauptstadt Wellington.

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Die Aussicht in meiner neuen Bleibe ist gigantisch. Von dem Huegel kann man die ganze Bucht ueberblicken. Etwas weiter rechts, nicht mehr auf dem Bild, kann man den Flughafen sehen, auf dem morgens im Minutentakt Flugzeuge landen und abheben.

So long, sehr windige Gruesse aus Windy Welli
Fabi

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